Krebs.
Mit dieser Diagnose fertig zu werden, fällt schwer. Nicht nur die
Betroffenen leiden, auch Partner, Angehörige und Freunde wissen oft
nicht,
wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Sie reagieren mit Angst
oder leiden zusätzlich unter einem schlechten Gewissen, weil sie sich
unfähig fühlen, wirklich zu helfen und manchmal fast wünschen, die
Krankheit selbst zu haben, damit sie gegenüber dem
Kranken wieder eine Gleichwertigkeit herstellen können.
Im
Folgenden gebe ich euch einige Denkanstöße und Empfehlungen, wie ihr
als Partner, Angehöriger oder Freund mit einer Krebserkrankung in eurem
persönlichen Umfeld umgehen könnt:
1. Offener Gedankenaustausch
Ein
aufrichtiger Gedankenaustausch ist (gerade in den ersten Wochen nach
der Diagnosestellung) wichtig, wenn auch schmerzhaft. So wie es für eure
Lieben wichtig ist, über ihre Gefühle zu sprechen, ist es für Sie
wichtig, dazu bereit zu sein, zuzuhören und sich mit dem Gehörten
auseinanderzusetzen.
2. Nicht die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen
Bitten
der Patienten müssen in ihrer wahren Bedeutung verstanden werden (was
manchmal schwierig ist besonders, wenn die Kommunikation schon vor
der Erkrankung schwierig oder gestört war). Sie müssen also den
Balanceakt schaffen, die Bedürfnisse des Patienten so weit wie möglich
zu achten, ohne die eigene Integrität aufs Spiel zu setzten, ohne eigene
Bedürfnisse zu vernachlässigen oder gar andere Familienangehörige
zu vernachlässigen.
3. Das Erleben teilen
Eine
der wichtigsten Aufgaben besteht darin, dem Patienten das Gefühl zu
vermitteln, dieses schwere Erleben mit dem Erkrankten zu teilen.
Körperkontakt
vermittelt am ehesten und wahrhaftigsten ein "Miteinander-Teilen" und
"Dabeisein", wobei auch hier das Verhältnis vor der Erkrankung
situationsbestimmend sein wird. Eine Familie, die vorher wenig
Körperkontakt zueinander gepflegt hat, wird das nicht so einfach
verändern können, wollen und müssen.
4. Ehrlich zu sich selbst bleiben
Wichig für Sie als Angehöriger ist es, in jedem Moment für sich zu entscheiden, was richtig und stimmig für
Sie
ist, nicht für die betroffene Person. Ein gutgemeinte Umarmung, die nur
dazu dienen soll, für alle anderen sichtbar eine Verbindung zu zeigen,
die nicht emotional nachvollzogen werden kann
ist weniger wert, als ein ehrliches und echt empfundenes Hände halten.
5. Genau zuhören
Richtet
der Patient eine Bitte an Sie, ist es wichtig, dass dieser sich bemüht,
genau zuzuhören. Viele Kranke sind oft so verzweifelt, dass sie
z.B. darum bitten, allein gelassen zu werden. In diesem Fall ist es
sinnvoll zu wiederholen, was man glaubt verstanden zu haben.
6. Rückzug vermeiden
Eine
der grössten Gefahren in der Kommunikation zwischen Erkrankten und
(gesunden) Angehörigen ist der Rückzug. Wer sich aus Schmerz oder Zorn
aus
einer Situation zurückzieht wird feststellen, dass diese Gefühle noch
stärker werden, als würden sie zwischen beiden Beteiligten an Ort und
Stelle kommuniziert, d.h. ausgetauscht. Besser wäre in diesem Fall neben
dem Verständnis für die Gefühle des Kranken
auch über die eigenen Gefühle zu sprechen.
7. Grenzen aufzeigen
Wenn
Angehörige ihre Hilfe anbieten kann es zu Situationen kommen, wo der
Erkrankte (aus Frustration oder anderen Gründen) Forderungen stellt, die
nicht zu erfüllen sind. Angehörige sollten Grenzen aufzeigen und
nachfragen, ob sie etwas anderes für den Erkrankten tun können. Das
führt dazu, dass die Kommunikation offen bleibt ohne zu verschweigen,
dass hinsichtlich der Art der Hilfeleistungen Grenzen
gesetzt sind.
8. Konflikte offenlegen
Ein
weiteres Problem könnte daraus resultieren, das der Wunsch des Kranken
nur auf Kosten der Bedürfnisse anderer Familienangehöriger zu erfüllen
ist, z. B. wenn ein Familienangehöriger (z.B. ein Sohn, der schon eine
eigene Familie hat) erst einmal einen weiten Weg fahren muss, um den
Kranken im Krankenhaus (seinen Vater) zu besuchen und sich dieser
wünscht, öfter besucht zu werden. Der Sohn könnte
sich in diesem Fall zwischen den Bedürfnissen seines Vaters und denen
seiner eigenen Familie hin- und hergerissen fühlen. Zusätzlich schwingen
in fast jeder Eltern-Kind-Beziehung alte Gefühle aus früheren
Gelegenheiten, vielleicht ungelöste Schuldgefühle oder
gar alte Traumata mit, die eine offene Kommunikation und angemessene
Reaktionen erschweren. Eine Lösung kann darin bestehen, dass der Sohn
seinem Vater seinen Konflikt offenlegt, so dass dieser ihn mit ihm teilt
und beide gemeinsam nach einer Lösung gucken.
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