Donnerstag, 24. September 2015

Und plötzlich ist alles ganz anders......







Krebs. Mit dieser Diagnose fertig zu werden, fällt schwer. Nicht nur die Betroffenen leiden, auch Partner, Angehörige und Freunde wissen oft nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Sie reagieren mit Angst oder leiden zusätzlich unter einem schlechten Gewissen, weil sie sich unfähig fühlen, wirklich zu helfen und manchmal fast wünschen, die Krankheit selbst zu haben, damit sie gegenüber dem Kranken wieder eine Gleichwertigkeit herstellen können.
Im Folgenden gebe ich euch  einige Denkanstöße und Empfehlungen, wie ihr  als Partner, Angehöriger oder Freund mit einer Krebserkrankung in eurem persönlichen Umfeld umgehen könnt:

1. Offener Gedankenaustausch
Ein aufrichtiger Gedankenaustausch ist (gerade in den ersten Wochen nach der Diagnosestellung) wichtig, wenn auch schmerzhaft. So wie es für eure Lieben  wichtig ist, über ihre Gefühle zu sprechen, ist es für Sie wichtig, dazu bereit zu sein, zuzuhören und sich mit dem Gehörten auseinanderzusetzen.
2. Nicht die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen
Bitten der Patienten müssen in ihrer wahren Bedeutung verstanden werden (was manchmal schwierig ist besonders, wenn die Kommunikation schon vor der Erkrankung schwierig oder gestört war). Sie müssen also den Balanceakt schaffen, die Bedürfnisse des Patienten so weit wie möglich zu achten, ohne die eigene Integrität aufs Spiel zu setzten, ohne eigene Bedürfnisse zu vernachlässigen oder gar andere Familienangehörige zu vernachlässigen.
3. Das  Erleben teilen
Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, dem Patienten das Gefühl zu vermitteln, dieses schwere Erleben mit dem Erkrankten zu teilen. Körperkontakt vermittelt am ehesten und wahrhaftigsten ein "Miteinander-Teilen" und "Dabeisein", wobei auch hier das Verhältnis vor der Erkrankung situationsbestimmend sein wird. Eine Familie, die vorher wenig Körperkontakt zueinander gepflegt hat, wird das nicht so einfach verändern können, wollen und müssen. 
4. Ehrlich zu sich selbst bleiben
Wichig für Sie als Angehöriger ist es, in jedem Moment für sich zu entscheiden, was richtig und stimmig für Sie ist, nicht für die betroffene Person. Ein gutgemeinte Umarmung, die nur dazu dienen soll, für alle anderen sichtbar eine Verbindung zu zeigen, die nicht emotional nachvollzogen werden kann ist weniger wert, als ein ehrliches und echt empfundenes Hände halten.
5. Genau zuhören
Richtet der Patient eine Bitte an Sie, ist es wichtig, dass dieser sich bemüht, genau zuzuhören. Viele Kranke sind oft so verzweifelt, dass sie z.B. darum bitten, allein gelassen zu werden. In diesem Fall ist es sinnvoll zu wiederholen, was man glaubt verstanden zu haben.
6. Rückzug vermeiden
Eine der grössten Gefahren in der Kommunikation zwischen Erkrankten und (gesunden) Angehörigen ist der Rückzug. Wer sich aus Schmerz oder Zorn aus einer Situation zurückzieht wird feststellen, dass diese Gefühle noch stärker werden, als würden sie zwischen beiden Beteiligten an Ort und Stelle kommuniziert, d.h. ausgetauscht. Besser wäre in diesem Fall neben dem Verständnis für die Gefühle des Kranken auch über die eigenen Gefühle zu sprechen.
7. Grenzen aufzeigen
Wenn Angehörige ihre Hilfe anbieten kann es zu Situationen kommen, wo der Erkrankte (aus Frustration oder anderen Gründen) Forderungen stellt, die nicht zu erfüllen sind. Angehörige sollten Grenzen aufzeigen und nachfragen, ob sie etwas anderes für den Erkrankten tun können. Das führt dazu, dass die Kommunikation offen bleibt ohne zu verschweigen, dass hinsichtlich der Art der Hilfeleistungen Grenzen gesetzt sind.
8. Konflikte offenlegen
Ein weiteres Problem könnte daraus resultieren, das der Wunsch des Kranken nur auf Kosten der Bedürfnisse anderer Familienangehöriger zu erfüllen ist, z. B. wenn ein Familienangehöriger (z.B. ein Sohn, der schon eine eigene Familie hat) erst einmal einen weiten Weg fahren muss, um den Kranken im Krankenhaus (seinen Vater) zu besuchen und sich dieser wünscht, öfter besucht zu werden. Der Sohn könnte sich in diesem Fall zwischen den Bedürfnissen seines Vaters und denen seiner eigenen Familie hin- und hergerissen fühlen. Zusätzlich schwingen in fast jeder Eltern-Kind-Beziehung alte Gefühle aus früheren Gelegenheiten, vielleicht ungelöste Schuldgefühle oder gar alte Traumata mit, die eine offene Kommunikation und angemessene Reaktionen erschweren. Eine Lösung kann darin bestehen, dass der Sohn seinem Vater seinen Konflikt offenlegt, so dass dieser ihn mit ihm teilt und beide gemeinsam nach einer Lösung gucken.






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